Equal Care Day 2022

von Nina Vischer und Kyra Schneider

Der Equal Care Day findet jährlich an dem Tag statt, den es nur alle vier Jahre gibt: am 29. Februar oder dann am 01. März. Damit verweist schon das Datum auf eines der Ziele der Initiator*innen: unsichtbare Care-Arbeit sichtbar zu machen. Als gemeinschaftliches Werk der Teilnehmer*innen am Equal Care Day 2020 entstand das „Equal Care Manifest“ dessen einzelne Forderungen sich auf Anerkennung und Wertschätzung, faire Verteilung und strukturelle Unterstützung und Rahmenbedingungen für Care / Sorgearbeit bezogen (https://equalcareday.de/manifest/ ). Dieses Manifest bleibt heute so aktuell wie 2020, da bisher noch keine der Forderungen umgesetzt wurden, die Bedingungen zu denen Care-Arbeit geleistet wird sich durch die Pandemie jedoch noch weiter verschlechterten.

Zum Equal Care Day 2022 fand nun eine digitale und hybride große Städtekonferenz mit Bühnen in Bonn, Bremen, Düsseldorf, Hannover und Ankara statt. In der virtuellen Care-Landschaft konnte man sich mit seinem selbst erstellten Avatar zwischen den Städten bewegen, Vorträgen auf den Bühnen lauschen, an Workshops an virtuellen Lagerfeuern teilnehmen, Messestände besuchen, Flaschenpost suchen und Care-Tätigen, Wissenschaftler*innen, Verbänden, Aktivist*innen, Politiker*innen und Unternehmer*innen auf der grünen Wiese oder im Netzwerk-Café begegnen und sich austauschen.

Nach einer Begrüßung durch die Initiator*innen und Moderator*innen der Städteräume folgte eine Keynote von Franziska Schutzbach zu „Carearbeit ist die Grundlage für eine funktionierende Gesellschaft. Warum wird sie dann abgewertet und ausgebeutet?“. Daraufhin fanden parallele Vorträge, Panels und Workshops zu vielfältigen Care-Themen von „Geschlechterstereotype aufbrechen“ und „aktiver Vaterschaft“ über „Pflegekräfte gewinnen“ hin zu „Warum Care und Umwelt zusammenhängen“ und „Care ist Wirtschaft“. Auf dem YouTube Kanal der Initiative Equal Care wurden die aufgenommen Programmpunkte zum Nach- und Reinhören veröffentlicht.

Das Equal Care Manifest mit seinen Forderungen ist durch die Pandemie und den dadurch noch prekärer werdenden Care-Bedingungen heute notwendiger als je zuvor. Auch die kurzzeitig erhöhte Aufmerksamkeit zu Beginn der Pandemie für systemrelevante Pflegekräfte schwächte leider ohne erkennbare Verbesserung wieder ab. Die Reaktion darauf – so der Konsens der intensiven Diskussionen auf dem Equal Care Day – muss lauten: Gemeinsam für Equal Care und eine umfassende „Care in All Policies“ einzutreten – also Sorge und Versorgungsarbeit in allen politischen Entscheidungen mitzudenken und als Grundlage wirtschaftlichen Handelns zu etablieren. Dafür sind die Vernetzung und der Austausch mit den vielen Care-Akteur*innen unerlässlich. Und dass es viele sind und wir gemeinsam laut werden können, um gehört zu werden, zeigte sich an den 700 teilnehmenden Avataren, die am 01. März 2022 durch die Care-Landschaft schwärmten.